Mit großem Vergnügen stellen wir heute unser neues Video-Format „In Focus“ vor.
Die kostenlose Serie befasst sich mit dem Aufeinandertreffen von kreativen Fachleute und ProCamera in den verschiedensten Umfeldern.
Bei der ersten Folge hat der bildende Künstler Lance Hewison, Verfasser mehrerer Gastbeiträge auf unserem Blog, Regie geführt. Er trifft den Fotografen Martin U. Waltz in den Straßen von Berlin und spricht mit ihm über zeitgenössische Street Photography.
Hier zeigen wir die englischsprachige Pilotfolge:
Weitere Auszüge aus den Gesprächen der beiden Kreativen, die nicht im Video vorkommen:
Wie bist Du Straßenfotograf geworden?
Eigentlich hat sich das eher ergeben, als dass ich es bewusst begonnen hätte. Es hat mir schon immer gefallen, durch die Straßen zu ziehen und die Gegend zu erkunden. Irgendwann habe ich einfach die Kamera mitgenommen und angefangen aufzunehmen, was um mich herum vorging. Schließlich bekam ich mit, dass die sogenannte Street Photography existierte und ich mich auf diesem Terrain bewegte. Also befasste ich mich damit: Was bedeutet Straßenfotografie? Welche „Schulen“ der Street Photography gibt es? Was könnte ich auf diesem Gebiet machen?
In Deiner Arbeit spielen Personen eine zentrale Rolle. Was interessiert Dich am meisten beim Fotografieren von Menschen?
Das Verschmelzen der Menschen mit dem Lebensraum Stadt. Das interessiert mich am meisten. Ich fotografiere ja nicht in erster Linie Portraits, sondern ich bin darauf aus, Leute vor der Kulisse ihrer Stadt und wie sie darin eintauchen darzustellen. Es kommt immer darauf an: manchmal beherrschen die Personen das Bild, und manchmal sind sie verschwindend klein, z.B. wenn ich von oben fotografiere und sie nur winzige Gestalten sind.
Fühlst Du Dich manchmal blockiert oder ohne Inspiration? Falls ja, was machst Du in so einer Lage?
Ich glaube, jeder Künstler empfindet manchmal eine Blockade und Inspirationslosigkeit. Da bin ich keine Ausnahme. Gelernt habe ich für mich, dass es nur einen Ausweg gibt, und zwar: wieder anfangen zu arbeiten. Egal wie mittelmäßig, egal wie unzufrieden Du mit den Ergebnissen bist, egal wie wenig Lust Du hast. Geh einfach los und mache weitere Deine Sachen und fotografiere, was um Dich herum vorgeht. Einen Zaubertrick, wie man eine Zeit der Mattheit und des Mangels an Inspiration überwindet, gibt es nicht. Wieder mit dem Arbeiten anfangen ist das einzige.
Eine Ausnahme ist allerdings, wenn ich in kurzer Zeit sehr viel fotografiert habe. Dann bin ich irgendwie „leergeschossen“, einfach erschöpft, und dann weiß ich, dass ich ein paar Tage zum Erholen brauche. Dann fehlt aber nicht die Inspiration, sondern man ist visuell erschöpft.
Kann man von Street Photography allein leben? Machst Du das zum Vergnügen oder als Lebensunterhalt oder beides?
Ich gebe Workshops und verkaufe Fotodrucke, das bringt Geld ein. Als Straßenfotograf ist man in erster Linie nicht Freiberufler, sondern vielmehr Unternehmer. Es hängt von den unternehmerischen Qualitäten und Fähigkeiten ab, ob man vorankommt oder nicht.
Mit Deiner jetzigen Erfahrung, in welchen Situationen würdest Du lieber ein iPhone als eine große Kompaktkamera benutzen – und wann umgekehrt?
Ich war tatsächlich überrascht, wie gut das mit dem iPhone funktioniert hat, und wie ich so ziemlich die gleiche Aufnahmequalität wie mit der großen Kamera bekommen habe. Der Vorteil vom iPhone ist natürlich, dass man sehr unauffällig arbeiten kann. Du kannst ganz nah herangehen, und Du kannst an Orten aufnehmen, wo Du angeschrien werden würdest, wenn Du mit der großen Kamera ankämst. Wenn man allerdings nachts fotografiert, ist der Unterschied zwischen einem Smartphone und einer großen Kamera groß. Dann tritt das Bildrauschen auf, und der kleine Sensor im Smartphone ist einfach überfordert. Diese technische Herausforderung muss von den Herstellern noch gelöst werden.
Wenn überhaupt etwas, was möchtest Du mit Deinen Fotografien erreichen?
Wenn ich überhaupt etwas erreichen möchte, dann würde ich sagen, das zeitgenössische Berlin zu dokumentieren. Ich möchte wirklich das Wesen dieser Stadt heutzutage erfassen. Im weiteren Sinne geht es in meiner Arbeit also um Berlin, und darum seine Vielfältigkeit und wie es sich ständig verändert einzufangen.
Danke, dass Du uns die Straßen und vor allem die Menschen von Berlin nähergebracht hast.
Wer mehr von Martins abwechslungsreichen Fotografien aus Berlin sehen möchte, dem empfehlen wir seine Webseite: streetberlin.net sowie seinen Instagram Account: instagram.com/martinuwaltz/.