Belichtungsreihen sind eine bewährte Technik, um selbst Szenen mit großem Helligkeitsunterschied detailliert wiederzugeben
Anstelle eines Einzelfotos wird automatisch eine abgestufte Fotoserie aufgenommen, bei der jedes Bild unterschiedlich hell belichtet ist

Zusätzlich zur „normalen“ Belichtung werden ein oder mehrere unterbelichtete sowie überbelichtete Fotos aufgenommen. Dadurch werden auch Details in den sehr hellen bzw. den sehr dunklen Bereichen des Motivs eingefangen. Wenn man diese Einzelfotos anschließend mit einer Spezialsoftware zusammenrechnet, kann ein optimiertes Bild erzeugt werden, das deutlich mehr Zeichnung (Details) enthält und noch mehr dem menschlichen Sehen entspricht.
Welche Vorteile bieten Belichtungsreihen?

Das generelle Ziel von Belichtungsreihen ist es, Bereiche ohne tatsächliche Information im finalen Bild zu vermeiden. Bekannte Situationen sind z.B. weiße, „ausgebrannte“ Bereiche im Himmel bei hellem Sonnenschein oder dunkle Schatten, die selbst beim nachträglichen Aufhellen keine Details enthalten.
Durch die zusätzlichen Bildinformationen der unterschiedlichen Belichtungen kann das zusammengesetzte Bild einen deutlich höheren Dynamikumfang abbilden. Je nach Bildbearbeitungsprogramm und Arbeitsweise können die abgestuften Einzelfotos zu einem HDR-Bild (High Dynamic Range) verrechnet oder Bildbereiche einzeln zusammengesetzt/überblendet werden (Compositing).

Da die Einzelbilder beim Zusammenrechnen aufeinander gelegt werden, ist diese Technik nicht sonderlich geeignet für Motive mit Bewegung (Straßenszene, Sport, etc.). Aus dem gleichen Grund ist stets darauf zu achten, das iPhone während der Aufnahme so ruhig wie möglich zu halten – oder ein Stativ zu nutzen.
Anmerkung: Falls Sie ein einfacheres und schnelleres Verfahren bevorzugen, testen Sie am besten den HDR Kamera-Modus in ProCamera. Bei der HDR-Aufnahme werden ebenfalls automatisch mehrere Belichtungen erstellt, diese werden allerdings direkt auf dem Gerät miteinander verrechnet und nach kürzester Zeit als fertiges HDR-Bild ausgegeben.
Wie funktioniert die Aufnahme einer Belichtungsreihe in ProCamera?
Um eine Belichtungsreihe aufzunehmen, gehen Sie bitte in den Foto Modus und aktivieren sie M/SI (manueller/semi-automatischer Modus) im Aufnahmemenü. Als ProCamera Up Abonnent sehen Sie dann auf dem Aufnahmebildschirm die EB Schaltfläche (EB = Exposure Bracketing = Belichtungsreihe).
Durch Antippen der EB Schaltfläche wird eine spezielle Skala zur Belichtungskorrektur eingeblendet. Bewegen Sie die äußeren blauen Klammern auf der Skala, um die maximale Unter- bzw. Überbelichtung der Serie einzustellen. Seit dem letzten Update können Sie damit bis zu 7-Blendenstufen abdecken! Optional können Sie auch die mittlere „normale“ Belichtung auf einen anderen Wert als +/-0 einstellen.
Welche zusätzlichen Einstellungen gibt es für die EB-Funktion?
Für erfahrene Nutzer haben wir weitere Profi-Einstellungen und Funktionen eingebaut:
DATEIFORMAT: Alle verfügbaren Foto-Dateiformate stehen für die Aufnahme von Belichtungsreihen zur Verfügung. D.h. Sie sind nicht beschränkt auf JPEG-Serien, sondern können wahlweise auch HEIF, TIFF, RAW und sogar RAW+JPEG wählen.
OBJEKTIVE: Die EB-Funktion unterstützt außerdem alle auf dem jeweiligen iPhone verfügbaren Objektive – von Ultra-Weitwinkel bis Tele! Wie gewohnt sind RAW-Aufnahmen mit der vorderen Selfie-Kamera und dem Ultra-Weitwinkel-Objektiv nicht möglich (iOS Beschränkung).
ANZAHL AN FOTOS: Unter Einstellungen > Belichtungsreihen (Exposure Bracketing) können Sie wählen, ob Serien bestehend aus 3, 5 oder sogar 7 Einzelbildern aufgenommen werden. Bei Reihen mit mehr als 3 Fotos sind zwei Auslösegeräusche zu hören.
ASYMMETRISCHE REIHEN: Wenn Sie unter Einstellungen > Belichtungsreihen (Exposure Bracketing) > AMEB aktivieren, ist es anschließend möglich auf der EB-Skala die Unterbelichtung unabhängig von der Überbelichtung einzustellen. Damit können Sie asymmetrische Belichtungsreihen wie beispielsweise -2, 0, +1 aufnehmen.
Sollte man immer Belichtungsreihen mit 7 Fotos aufnehmen?
Die fortschrittliche, neue Option Belichtungsreihen mit fünf oder sieben Einzelfotos aufzunehmen, ist eine große Hilfe, um selbst Szenen mit enormem Hell-Dunkel-Unterschied detailliert wiederzugeben. Dennoch gibt es gute Gründe, auch weiterhin situationsbedingt auf die klassische Belichtungsreihe mit drei Bildern zurückzugreifen:
KAMERABEWEGUNG: Der Aufnahmeprozess für Belichtungsreihen mit drei Fotos ist kürzer, wodurch es leichter ist Kamerabewegungen zu verhindern. Dies betrifft vor allem das Fotografieren von Belichtungsreihen ohne Stativ.
MOTIVBEWEGUNG: Da alle Bilder der Reihe beim Verrechnen später „aufeinanderpassen“ müssen, stellt jede Art von Bewegung in der Szene (z.B. Vögel, Autos, wehende Blätter, etc.) ein potentielles Problem dar. Mit dem kürzeren Aufnahmeprozess der Reihe aus drei Bildern wird das Risiko von Motivbewegungen während der einzelnen Belichtungen minimiert.
Anwendungsbeispiel: Zusammenrechnen der Bilder mit Photoshop (Adobe Camera RAW)

Heutzutage stehen vielerlei Spezialprogramme für das Verarbeiten von Fotos einer Belichtungsreihe zur Verfügung. Abschließend möchten wir hier beispielhaft die Arbeitsschritte für Adobe Photoshop zeigen:
- Öffnen Sie Photoshop und wählen Sie Datei > Automatisieren > Zu HDR Pro zusammenfügen
- Wählen Sie alle Bilddateien einer Belichtungsreihe aus
- Aktivieren Sie „Quellbilder nach Möglichkeit aufeinander ausrichten“, falls Sie für diese Aufnahmen kein Stativ verwendet haben
- Wählen Sie unter „Modus“ die gewünschte Bit-Tiefe für das fertige Bild aus (32 Bit erlaubt es, in der zusammengerechneten Datei den gesamten Dynamikumfang zu erhalten)
- Wählen Sie z.B. 32 Bit und aktivieren Sie die Option „Tonung in Adobe Camera RAW abschließen“.
- Tippen Sie „In ACR tonen“ und machen Sie dort Ihre gewünschten (Belichtungs-) Anpassungen. Sie werden merken, dass Sie die Helligkeit bei der erzeugten Bilddatei in Camera RAW enorm verändern können ohne Bildinformationen zu verlieren.