Niemand möchte von seinem Urlaub nach Hause kommen und verwackelte Aufnahmen auf seinem Smartphone entdecken. Aber wohl jeder, der schon einmal fotografiert hat, kennt diese ärgerliche Situation… Jedoch können mittlerweile mithilfe verschiedener Techniken viele dieser unerfreulichen Aufnahmen vermieden werden.
Was verursacht unscharfe Fotos?
Neben der falschen Fokussierung sind Bewegungen der Hauptgrund für unscharfe Aufnahmen. Die Unschärfe verursachenden Bewegungen können zum einen an der Kamera selbst und zum anderen am Motiv entstehen.
Mit moderner Technik und ein wenig fotografischem Hintergrundwissen können viele Verwacklungen vermieden werden. Die Aufnahmen entstanden lange nach Sonnenuntergang mit einem iPhone 6 und ISO 1600.
Wie kann man Unschärfe und Verwacklung verhindern?
Um verwacklungsfreie Resultate zu erzielen, muss nach Möglichkeit beides reduziert werden: Bewegungen an der Kamera und Bewegungen des Motivs. Mit dem iPhone 5s hat Apple dafür eine automatische Bildstabilisierung (AIS) eingeführt: Im Hintergrund werden die besten Bildteile von 4 Einzelaufnahmen mit kurzer Belichtungszeit zu einem Foto kombiniert. Mit dieser zusammengesetzten Aufnahme können Kamera- und Motivbewegungen reduziert werden, da einerseits die jeweils schärfsten Teile gewählt werden und andererseits die kurzen Belichtungszeiten per se schon dazu beitragen, weniger Bewegungen einzufangen. Weiterer Vorteil dieses Prozesses ist die dabei stattfindende Rauschreduzierung. Dieses durch iOS bereitgestellte Verfahren ermöglicht einige bisher schwierige Aufnahmen überhaupt erst und trägt zur großen Freiheit der mobilen Fotografie bei.
Dieses Foto wurde freihand(!) fotografiert mit einem iPhone 6, bei einer Belichtungszeit von 1/15s und deaktiviertem Blitz (Photo: Nicolai Bönig).
Wie können mit ProCamera schärfere Aufnahmen entstehen?
Durch die manuelle Steuerung wichtiger Kamerafunktionen in ProCamera 8 können Einstellungen an die jeweiligen Anforderungen verschiedener Aufnahmesituationen angepasst werden. So ist es in speziellen Situationen hilfreich, selbst den Fokus einzustellen. Ein wiederkehrendes Beispiel hierfür wäre das Fotografieren durch schmutzige Fensterscheiben oder durch Glasscheiben, an denen dicke Regentropfen herunterkullern.
Bei sehr langen Belichtungszeiten kann es beim Freihand-Fotografieren auch sinnvoll sein, den ISO-Wert zu erhöhen und dafür die Belichtungszeit zu reduzieren, um auftretende Bewegungen zu minimieren.
Eine weitere empfehlenswerte Funktion zur Bildstabilisierung ist ProCameras Anti-Shake. Dieser zweite Auslöser wartet so lange mit der Aufnahme, bis die Lagesensoren des Geräts nur noch minimale Bewegungen registrieren. So kann ein geeigneter Moment für die Aufnahme gefunden und Kamerabewegungen dadurch effektiv reduziert werden.
Der Hauptauslöser greift seit dem iPhone 5s standardmäßig auf die automatische Bildstabilisierung (AIS) zu. Beim zweiten Auslöser (rechts daneben) ist AIS generell deaktiviert, und es kommt ProCameras Anti-Shake zum Einsatz.
Profi Tipp: Unter Einstellungen > Stabilisierung kann individuell festgelegt werden, wie empfindlich die Lagesensoren auf Kamerabewegungen reagieren. Wird der Schieberegler weiter nach links bewegt, wird die Empfindlichkeit der Sensoren erhöht. Dies bedeutet, dass Aufnahmen nicht sofort gestartet, jedoch selbst kleine Bewegungen vermieden werden.
Experteneinstellung: Wie erhalte ich Fotografien mit einem Höchstmaß an Bilddetails in einer ruhigen Umgebung?
Basierend auf Nutzer-Feedback wurde in ProCamera 8 v6.1.1 eine neue Experteneinstellung eingeführt, mit der die automatische Bildstabilisierung (AIS) manuell deaktiviert werden kann. Bei der Benutzung von AntiShake ist AIS generell nicht aktiv.
Fotografen wie Florian Bilges haben uns Beispielsfotos gesendet, die zeigten, dass Aufnahmen mit Stativ und ruhigem Motiv ohne AIS feinere Bilddetails aufwiesen (auf das Bild klicken für eine größere Darstellung).
Florian hat beide Fotos bei gleichem Aufbau (Beleuchtung, Abstand) mit einem iPhone 5s und einem Stativ aufgenommen. Das rechte Foto ist ohne automatische Bildstabilisierung (AIS) entstanden und zeigt in der 100%-Ansicht vor allem in den feinen Markierungslinien des Lineals mehr Details.
Beim Test mit einem iPhone 6 und einem Stativ konnten wir ebenfalls Unterschiede zwischen aktivierter/deaktivierter automatischer Bildstabilisierung (AIS) erkennen. Jedoch waren die feinen Unterschiede bei diesen Versuchen etwas weniger stark ausgeprägt.
Das iPhone6 in Kombination mit einem Stativ. Mit Anti-Shake konnten in dieser Konstellation feinere Details abgebildet werden als mit der automatischen Bildstabilisierung (AIS).
Fazit
Die automatische Bildstabilisierung (AIS) ist eine hilfreiche Unterstützung in der alltäglichen Fotografie. Man wird dabei nicht durch das Einstellen von Werten oder lange Bearbeitungszeiten aufgehalten, denn der komplette Prozess läuft sehr schnell und unbemerkt im Hintergrund ab. Daher gibt es im Alltag wenig Gründe, ihn generell zu deaktivieren.
Jedoch gibt es die Ausnahme beim Fotografieren mit Stativ und relativ ruhigem Motiv. In solchen Situationen ist das zeitweise Abschalten bzw. das Zurückgreifen auf den AntiShake-Auslöser (bei dem AIS generell deaktiviert ist) die bessere Wahl, um ein Höchstmaß an Details festzuhalten. Wenn man beispielsweise eine ruhige Landschaft fotografieren möchte und Platz/Zeit hat, ein Stativ aufzustellen, sollte diese Einstellung gewählt werden. Auch im Hinblick auf das Drucken von Fotografien lassen sich so noch bessere Resultate erzielen, da bereits im Ausgangsfoto feinere Details vorhanden sind.
Die Wahl der Stabilisierungsmethode sollte nicht generell, sondern angepasst an die jeweilige Situation erfolgen. Die Standard-Konfiguration von ProCamera macht die spontane Entscheidung denkbar einfach: Der Hauptauslöser, der auf AIS zugreift, und der zweite Auslöser, bei dem Anti-Shake zum Einsatz kommt.
In Situationen ohne Stativ kann die Kamera oftmals auch auf anderem Wege stabilisiert werden — etwa durch das Anlegen des Smartphones an eine Wand oder das Anlehnen an einen anderen greifbaren Gegenstand. Hier heißt es kreativ sein und keine Angst zu haben, auch mal bei schlechteren Lichtsituationen zu fotografieren.
UPDATE: November 2015
Wenn es aber für dich wichtiger ist, dass das Foto genau mit den von dir eingestellten Werten aufgenommen wird, dann solltest du AIS deaktivieren.
Danke an das Team von Procamera für das Engagement bezüglich des Bildstabilisators 🙂 Ich finde, der Unterschied wird auch in eurer Testaufnahme mit dem Iphone 6 sehr deutlich. Meiner Meinung nach wäre das ein Anlass für Apple, die Programmierung des AIS zu überarbeiten. Mich würde außerdem interessieren, wie sich hier das 6Plus verhält. Dieses hat ja einen optischen Bildstabilisator. Ich bin jedenfalls froh, AIS jetzt abschalten zu können 😉