Bereits im Juni führten wir ein Interview mit Lars Wibranski, der seine Reise durch Thailand mit einem iPhone und ProCamera dokumentierte. Während des Gesprächs zeigte er auch einige Fotos, die er mithilfe eines wasserdichten Gehäuses während eines Tauchgangs gemacht hatte. Das hat unser Interesse geweckt und wir wollten mehr erfahren. Nun ist er zurück und bringt neben seinen Lieblingsfotos auch einige Tipps für euch mit.
Werfen wir zuerst einmal einen Blick auf das spezielle Unterwasser-Gehäuse. Es hat die Tauchfotos überhaupt erst möglich gemacht und ist extra für diesen Zweck entwickelt: Das „Watershot® PRO“ verspricht den Schutz des Smartphones vor Wasser, Steinen, Riffen, Sand und hohem Druck. Teil des damals knapp 200 Euro teuren Sets waren zwei zusätzliche Aufschraub-Linsen (normale Schutzlinse + Weitwinkel Linse). Die passgenaue Form für das iPhone 5/5 S ist Vor- und Nachteil zugleich: Sehr guter Schutz und optimale Bedienbarkeit, da weder etwas wackeln noch verrutschen kann – jedoch ist es dadurch nicht kompatibel mit anderen Gerätegenerationen abweichender Größe.
Dank der Wasserdichtigkeit kann ohne Bedenken im und unter Wasser fotografiert werden, wodurch völlig neue Motive für die mobile Fotografie entstehen. Packen wir also unsere Badehosen ein und gehen auf Entdeckungstour in die Tiefe…
Alle hier gezeigten Photos sind mit einem iPhone 5 S und ProCamera entstanden.
Auf der durchsichtigen Vorderseite des Gehäuses kann man die Druckknöpfe erkennen, mit denen das iPhone unter Wasser bedient werden kann.
Beim Stichwort „iPhone Fotografie“ denkt man sicherlich nicht zuerst an Unterwasseraufnahmen. Es zeigt aber auch, wie weit die Entwicklung des iPhones bereits vorangeschritten ist. Selbst in fotografischen Spezialbereichen kann das iPhone heutzutage zum Einsatz kommen. Für all diejenigen, die das ganze vielleicht selbst einmal ausprobieren möchten, hat Lars einige Tipps mitgebracht:
- Beim (ersten) Einsatz des Gehäuses empfiehlt sich, einen kurzen Sicherheitstest zu machen. Dazu einfach ein Taschentuch in das Gehäuse legen, verriegeln und dann untertauchen. Das eingeschlossene Taschentuch darf zu keiner Zeit nass werden. Lars hatte bisher keine Probleme mit eindringendem Wasser.
Die beste Aufnahmequalität garantieren diese 3 Faktoren:
- Klares Wasser: Wenn du selbst nicht viel erkennen kannst unter Wasser, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass die Kamera deines Smartphones ebenfalls wenig aufzeichnen kann. In Thailand, wo Lars diese Aufnahmen gemacht hat, gibt es unglaublich klares Wasser.
- Nah der Wasseroberfläche: Denn dort ist es einfach sehr viel heller. Einige der hier gezeigten Fotos sind jedoch in einer Tiefe von deutlich mehr als 10 m entstanden – d.h. davon sollte man sich nicht unbedingt abhalten lassen.
- Nah am Motiv: Je näher man an das Fotomotiv herankommt, desto schärfer kann es abgebildet werden.
Blauer Farbstich
- Je tiefer man taucht, desto stärker nimmt der Rot-Orange-Anteil ab, was zu einer Blaufärbung führt. Dies hängt in erster Linie mit der selektiven Absorption des Lichtes in Wasser zusammen.
- Lebewesen und Gegenstände, die an der Wasseroberfläche rot oder orange erscheinen würden, erscheinen mit zunehmender Tiefe grün-blau. Sehr gut erkennt man diesen Effekt am Clownfisch in der nachfolgenden Aufnahme (spätestens seit Nemo wissen wir, dass Clownfische eine kräftige orangene Farbe besitzen).
- Durch Anpassung des Weißabgleichs kann man der Blaufärbung entgegenwirken. Genau genommen müsste man den Weißabgleich jedoch beim Auf- und Abtauchen immer wieder anpassen – je nach Intensität der Blaufärbung. Da man das iPhone unter Wasser aber nicht aus dem Gehäuse herausnehmen kann, gibt es keine Möglichkeit den Weißabgleich dort manuell zu verändern. Das iPhone ist im Unterwassergehäuse nur über die vorhandenen Druckknöpfe bedienbar, wodurch man die Schaltfläche des Weißabgleichs im Bildsucher nicht erreichen kann. Daher ist es am besten vor dem Tauchgang einen Näherungswert zu finden, der für die durchschnittliche Tauchtiefe geeignet ist und die warmen Farbtöne verstärkt (Weißabgleichsregler nach rechts verschieben, hin zu Gelb).
- Alternativ können die Rottöne auch durch zusätzliche Lichtquellen (Taucherlampen) oder Aufschraub-Filter verstärkt bzw. geschützt werden (rote Filter für blaues Wasser, magenta Filter für grüneres Wasser).
- Da man beim Einsatz des Unterwassergehäuses keinen Zugriff auf die Touchscreenfunktionalität des iPhones hat, ist es wichtig den Fokus nicht zu sperren vor dem Tauchgang. Am flexibelsten ist man, wenn man das große Fokusrechteck in der Mitte des Bildschirms aktiviert, wodurch kontinuierlich fokussiert wird. Wenn der Fokus gesperrt, d.h. auf eine gewisse Distanz eingestellt ist, wird ein kleines Schloss-Symbol innerhalb des Fokusrechtecks eingeblendet. Ein gesperrter Fokus wäre ungeeignet, da man dadurch nur Objekte in einem ganz gewissen Abstand scharf abbilden würde – bei Tauchgängen ist aber vieles nicht planbar und so können interessante Motive nur einige Zentimeter oder auch viele Meter entfernt sein.
- Bei einem Tauchgang ist es gut möglich, auf beeindruckende Dinge zu stoßen. Die Unterwasserwelt kann sehr beeindruckend sein – aber auch gefährlich: Achte auf die Meeresströmung, auch wenn dich wunderschöne Motive alles um dich herum vergessen lassen.
- Beim Erkunden von schroffen Riffen und Küstengebieten ist es darüber hinaus auch wichtig die Brandungswellen zu beachten.
- Die am Unterwassergehäuse angebrachte Sicherheitsschlaufe bietet zusätzlichen Schutz, um das iPhone unter Wasser nicht zu verlieren. Die Unterwasserwelt ist nicht nur wunderschön und gefährlich – sie ist auch fragil. Daher bitten wir euch, nichts als tolle Momente und Aufnahmen aus diesem wichtigen Ökosystem mit nach Hause zu nehmen.
- Erinnerst du dich an die Einblendung „Batterie fast leer“ bei einem Batterieladezustand von 20%? Da man diese Meldung mit einem Tap in die Mitte des Touchscreens bestätigen muss, bevor man zur vorher aktiven Anwendung zurückkehrt, kann sie einen Tauchgang abrupt beenden. Denn leider gibt es keine Möglichkeit die Meldung zu schließen, solange das iPhone im Unterwassergehäuse ist (kein Druckknopf an dieser Stelle). Bis heute gibt es auch keine Möglichkeit diese Einblendung in den iOS-Einstellungen zu deaktivieren. Daher sollte man das iPhone vor dem Tauchgang auf 100% laden, das sollte selbst für ausgedehnte Tauchgänge problemlos ausreichen.
Die Schärfe der Weitwinkel-Aufschraublinse nimmt zum Rand hin ab. Daher ist es ratsam, das Hauptmotiv weiter in die Bildmitte zu rücken. In diesem Bereich ist die Abbildungsleistung der Aufschraublinsen wirklich gut – Lars hat aufgrund des erhöhten Sichtfeldes der Weitwinkellinse diese dann sogar an Land eingesetzt.
Vielleicht konnten wir den ein oder anderen von euch mit diesem Beitrag dazu anregen, selbst einmal in die Unterwasserfotografie „einzutauchen“. Mit ProCamera, einem Unterwassergehäuse und den hier genannten Tipps hat man alles, was man für einen ersten Versuch benötigt. Eine neue Version des hier gezeigten Gehäuses, das speziell für das etwas größere iPhone 6 entwickelt wurde, ist mittlerweile ebenfalls erhältlich.
Wir von ProCamera lieben es, unsere App in Aktion zu sehen. Falls du unsere Anwendung in ungewöhnlichen Gebieten und Situationen einsetzt, dann schicke uns doch eine Mail. Wir sind stets neugierig!
Vielen lieben Dak für die tollen und wunderschönen Bilder. Bitte macht weiter so.
P.s.: Das mit der Sicherheitsschlaufe sollte ich mir wirklich merken. Dankesehr
Liebe Grüße
Lara
Vielen Dank und viel Freude beim Fotografieren unter Wasser!